Schloß Etelsen

Veröffentlicht am 5. Juli 2025 um 17:28

Schloss Etelsen – Zeitreise zwischen Backstein, Geschichte und Parkidylle

Versteckt im Grünen der niedersächsischen Landschaft, in der Ortschaft Etelsen bei Verden, erhebt sich ein Gebäude, das mehr ist als nur ein historisches Bauwerk: Schloss Etelsen – ein architektonisches Kleinod im Stil der Neorenaissance, ein Ort voller Geschichten, Umbrüche und kulturellem Wandel.

Ein Bau der Erinnerung: Von Gutshaus zu Schloss

Errichtet wurde Schloss Etelsen zwischen 1885 und 1887 durch die Brüder Carl Johann Christian und Gottlieb Ernst August von Heimbruch als repräsentativer Ersatz für ein älteres Gutshaus. Der renommierte hannoversche Architekt Karl Hantelmann, bekannt unter anderem für das Drachentöterhaus in Hannover, entwarf den markanten Bau in einer eklektizistischen Manier – typisch für den Historismus. Französische Renaissance-Vorbilder prägen die Hauptfassade mit ihrer markanten Loggia und Kuppel, während die Gartenfront mit barocken Elementen spielt.

Das rechteckige Bauwerk misst 22 × 35 Meter, umfasst zwei Vollgeschosse, ein hochgelegenes Kellergeschoss und ein ausgebautes Mansardgeschoss. Das rote Backsteinmauerwerk, verziert durch helle Haustein-Gliederungen, verleiht dem Schloss seinen unverwechselbaren Charakter.

Wechselvolle Geschichte: Vom Adelswohnsitz zur SA-Schule

Bevor das Schloss entstand, gehörte das Gut Etelsen im 19. Jahrhundert dem hannoverschen Minister Johann Caspar von der Wisch (1785–1865). Nach dem Tod der Brüder von Heimbruch – beide kinderlos – fiel das Anwesen an die Familie Reventlow. Graf Christian zu Reventlow bezog das Schloss im Jahr 1896 und lebte dort mit seiner Familie bis zu seinem Tod 1922.

Ein dunkles Kapitel der Schlossgeschichte begann 1937, als Schloss und Park an die SA-Gruppe Nordsee verkauft wurden. Bis 1945 diente das Anwesen als SA-Führungsschule. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte es die britische Armee als Lazarett, anschließend beherbergte es ein Krankenhaus – und stand dann sechs Jahre lang leer.

Ein Tierpark, Löwen im Mausoleum – und der Weg zum Denkmalschutz

1959 wagte ein Bremer Kaufmann ein ungewöhnliches Experiment: Er eröffnete auf dem Schlossgelände einen Tierpark samt Schlossrestaurant – mit Löwen, die im ehemaligen Mausoleum untergebracht waren. Der Zuspruch war anfangs groß, ebbte jedoch bald ab, sodass dieses Kapitel endete. Kurze Zeit später versuchte man sich sogar an einem Spielkasino, doch der Glanz vergangener Tage war längst verblasst.

Erst 1978 wurde Schloss Etelsen unter Denkmalschutz gestellt. Ein Jahr später gründete sich der Förderkreis Schloss Etelsen, mit dem Ziel, das Bauwerk zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dank dieses bürgerlichen Engagements konnte Schloss Etelsen vor dem Verfall bewahrt und in seiner historischen Würde erhalten werden.

Ein Ort voller Atmosphäre

Heute gehört das Schloss dem Landkreis Verden. Es liegt eingebettet in einen gepflegten Landschaftspark, der – genau wie das Gebäude – Raum für Geschichte, Kultur und Begegnung bietet. Wer durch den Garten schlendert, an der symmetrisch bepflanzten Blumenanlage vorbeigeht und die elegante Fassade auf sich wirken lässt, spürt: Schloss Etelsen ist kein vergessenes Relikt, sondern ein lebendiges Denkmal, das von der Kraft des Erinnerns und der Wandlungsfähigkeit eines Ortes erzählt.

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